Elbe-Saale

Neue Wege, Elsa-meckert, Rad und Fuß
Neue Wege Blog

Des Radlers Wege bei Schnee

Der Frühling kommt 2018 mit viel Schnee, doch die Straßen sind ja frei zum Radeln.

Ja, es hatte geschneit. Ja, die Radwege waren unbefahrbar. Aber deshalb gleich aufs Rad verzichten? Nicht mit mir. Die Fahrbahn für Autos ist geräumt und gesalzen – da lässt es sich gut radeln. Dachte ich zumindest.

Ich machte mich also am ersten Frühlingstag von meinem Stall aus auf den Weg. Es war schon fortgeschrittener Vormittag und die Sicht gut. Schnee oder Schneereste lagen noch vereinzelt rum, aber nichts neues kam von oben. Doch schon nach kurzem Weg musste ich feststellen, dass Radwege bei dieser Witterung gefährlich sind: Schneehaufen, die dort abgelegt wurden, waren vereiste, unüberwindbare Berge geworden. Die straßenbegleitenden Radstreifen waren dort, wo die Sonne nicht scheint, mit einer dicken Schnee- und Eisdecke überzogen.

Ich wich also schon nach kurzer Zeit auf die Fahrbahn aus, natürlich möglichst weit rechts. Doch auf dieser Strecke von etwa drei Kilometer musste ich dreimal um mein Leben fürchten. Die erste Situation macht mir noch heute Angst. Ich kam auf eine Kreuzung zu, welche Fußgängerinseln als Querungshilfe bietet, damit aber eine Verengung der Fahrbahn bedeutet. Von hinten hörte ich ein Grollen, so dass ich mich im letzten Moment dazu entschloss, lieber rechts ran zu fahren und mittels Vollbremsung zu stoppen. Kaum war ich vor dem nächsten Schneebrett zum Stehen gekommen, rauschte ein Lastwagen mit Anhänger nur wenige Zentimeter neben mir vorbei – in voller Fahrt! Wäre ich weitergefahren, hätte ich nach links ausweichen müssen. Die Preisfrage: Hätte der Lastwagenfahrer noch bremsen können?

Ich setzte nach dem Schrecken meine Fahrt fort, weiterhin bemüht, möglichst weit rechts zu radeln. Plötzlich fuhr ebenfalls sehr knapp ein Kleinbus an mir vorbei, obwohl die Straße breit und kein Gegenverkehr in Sicht war. Er wollte mir sicherlich auf seine freundliche Art (also ohne Hupen) zeigen, dass ich dort auf »seiner« Fahrbahn nichts verloren habe.

Etwas später wurde mir genau diese Aussage wörtlich verdeutlicht. Wieder fuhr ein Kraftfahrer mit einem Personenwagen (allein in einer Stufenhecklimousine) wenn auch mit deutlich verminderter Geschwindigkeit bei einer weiteren Fahrbahnverengung an mir vorbei. Ich meckerte laut, um mein Missfallen über 50 cm Abstand beim Balancieren an einer hohen Schneekante zu äußern. Kurz darauf fuhr der Herr langsamer und ließ das Fenster runter. Er warf mir vor, dass ich nicht an meine Gesundheit denke, dass ich auf den Fußweg gehöre und warf mir vor, eine Ziege zu sein. Als Abschluss wünschte er mir eine große Straßenbahn, die ich mir von unten anschauen sollte.

Also von jemandem allein in einem großen Auto, mit giftigen, klimaschädlichen Abgasen, lautem Motor und gefährlicher Fahrweise den Vorwurf von gesundheitsschädigendem Verhalten beim Fahrradfahren zu hören, ist irgendwie skurril.

Elsa Meckert

zurück