Elbe-Saale

Corona und die Zukunft

Seit Monaten beherrscht die Corona-Pandemie die Diskussion, die Schlagzeilen, das Denken und Handeln. Völlig verständlich und nachvollziehbar. Und vielleicht führt dieses große Thema, dieses beispiellose Folgen nach sich ziehende Ereignis auch tatsächlich zu tieferem Nachdenken. Darüber, ob die Richtung stimmt und darüber, was für uns und die gesellschaftliche Entwicklung wirklich zählt und wichtig ist. Darüber, wie wir die Zukunft gestalten können und wie unsere Nachkommen in dieser leben werden. Ob dieses Nachdenken einsetzt, ob sich die Tür für ein Umsteuern öffnet, darüber wird viel spekuliert. Neben leiser Hoffnung gibt es da auch laut geäußerte Skepsis.

Wir sollten diesbezüglich durchaus optimistisch sein, denn es bewegt sich etwas! Vor allem entwickeln sich spannende Bündnisperspektiven. So hat die aus einem Kreis durchaus namhafter Wissenschaftler bestehende Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik in ihrem diesjährigen, gerade erschienenen MEMORANDUM 2020 die Mobilität zum Schwerpunktthema gemacht. Und was dort zu lesen ist, kann uns nur weiter motivieren. Nachhaltige Mobilität für alle, so heißt es da zum Beispiel, bedeute einen Quantensprung an globaler Lebensqualität. Ein solches System sei notwendig, und zwar notwendigerweise eingebettet in eine radikale sozial-ökologische Transformation. Das auf fossilen Brennstoffen basierende Verkehrssystem sei weder zukunftsfähig noch enkeltauglich (welch tolles Wort). Die Zurückeroberung von Natur, Landschaft, Flächen, Plätzen und Straßen sowie die Begrenzung der Gesundheitsschäden durch Unfälle, Luftverschmutzung und Lärm verlange primär das Zurückdrängen traditioneller Konzepte, Techniken und Muster der PKW- und LKW-Mobilität im Personen- und Güterverkehr.

Was für eine Steilvorlage für unser weiteres Wirken! Noch ein weiteres Beispiel: Die Ortsgruppe Weimar ist Teil des im Frühjahr gegründeten «Bündnis Klimagerechtigkeit Erfurt». Wesentliche Initiatoren dafür waren die dortigen Aktivist*innen von Fridays for future im Vorfeld des globalen Klimastreiktages am 24. April 2020. Als Ergebnis fanden an diesem Tag nicht nur gemeinsame Aktionen und eine abgestimmte Pressearbeit statt. Auch zum 1. Mai wurde zusammen mit den im Verkehrsbereich engagierten Gewerkschaften verdi und EVG in Erfurt Flagge gezeigt. Und aktuell ist sowohl ein Aktionsprojekt «Umwandlung von Straßen in Radwege» zusammen mit der Ortsgruppe Erfurt als wesentlicher Treiber in Vorbereitung, als auch eine Resolution zum Thema Mobilität in Vorbereitung. Diese soll dann mit gemeinsamer Kraft und Energie das Thema in das öffentliche Bewusstsein der beiden Städte tragen.

Es gibt viele tolle und hoffnungsvolle Ansätze. Lasst sie uns fantasievoll aufgreifen und als Gruppen vor Ort aktiv werden, sobald es wieder möglich ist!

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