Elbe-Saale

Ortsgruppe Dresden

Mobilität in Zeiten von Corona: VCD fordert temporäre Fahrradwege!

Das Corona-Virus und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen verändern unsere Mobilität. Andere Städte wir Berlin oder New York zeigen wie es geht und markieren Pop-Up Radwege um eine pandemieresilente Infrastruktur zu schaffen. Wir haben uns an den Dresdens Baubürgermeister, Raoul Schmidt-Lamontain gewandt, um auch in Dresden an pandemieresilente Infrastrukturen für den Rad- und Fußverkehr zu denken.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

die Covid19-Pandemie hat unsere Stadt sehr verändert. Die Menschen legen insgesamt deutlich weniger Wege zurück, und sie legen sie anders zurück. Es ist unverkennbar, dass seit Beginn der pandemiebedingten Beschränkungen ein immer höherer Anteil der Wege in Dresden zu Fuß und mit dem Fahrrad erledigt wird. Der morgendliche PKW-Berufsverkehr hingegen ist plötzlich deutlich zurück gegangen. Und augenscheinlich meiden viele Menschen auch den öffentlichen Nahverkehr aus Angst vor einer Infektion.

Wichtig ist jetzt für uns alle, auch im Verkehr voneinander Abstand zu halten, um möglichst ansteckungsfrei die notwendigen Wege zurückzulegen. Deshalb benötigen wir für die Zeit der Corona-Krise nicht nur mehr Platz für Fußgänger, sondern auch ein dichtes Netz an provisorischer, geschützter Fahrradinfrastruktur auf den Fahrbahnen der Hauptstraßen. Diese ermöglicht noch mehr als bisher auch ungeübten Fahrradfahrenden den Umstieg, da sie gleichermaßen für Sicherheit und für ein besseres Sicherheitsgefühl sorgen. Ausreichend dimensioniert, erlauben sie sicheres Überholen von Radfahrenden untereinander und auch sicheres Überholen von Radfahrenden durch den Kraftverkehr. Ohne sichere temporäre Radinfrastruktur ist wohl eine Zunahme gefährlicher Unfälle zu befürchten, da aufgrund des geringeren Autoverkehrs dieser ganz unverkennbar schneller rollt und damit auch gefährlicher für ungeschützte Verkehrsteilnehmer*innen wird. Zudem verhindern temporäre geschützte Radwege, dass durch ungeübte Radfahrer*innen verbotenerweise der Gehweg benutzt wird. Wir brauchen für den Radverkehr ein flächendeckendes, dichtes Netz an temporärer sicherer Radinfrastruktur und eine Verlangsamung des Kraftverkehrs.

Zur Steigerung der allgemeinen Verkehrssicherheit in dieser schwierigen zeit sowie zur Verringerung des Ansteckungsrisikos sind aus unserer Sicht fünf Dinge dringend notwendig:

  1. Einrichten physisch abgegrentzter Radspuren an Hauptstraßen (beispielsweise Budapester Straße oder Winterbergstraße)

  2. das Entfernen von zumeist ohnehin viel zu schmalen Radschutzstreifen und Ersetzen gegen physisch abgetrennte Radwege oder, wenn das nicht möglich sein sollte, die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h (beispielsweise Fetscherstraße)

  3. das Schaffen von mehr Platz für den Fußverkehr, auch durch die Entflechtung gemeinsamer Geh- und Radwege und das Verlagern des Radverkehrs auf die dann langsamer zu benutzenden Straßen (beispielsweise Schweriner Straße) bzw. das Errichten von temporären, sicheren Radspuren an Hauptstraßen mit gemeinsamen Rad- und Gehwegen (beispielsweise Stübelallee stadteinwärts)

  4. die verstärkte Überwachung der Einhaltung der neu einzurichtenden Geschwindigkeitsbeschränkungen

Die Idee, die Bedarfstaster an Lichtsignalanlagen stillzulegen, halten wir hingegen nicht für geeignet, wir billigen dem allenfalls eine gewisse psychologische Wirkung zu, die für sehr viel Geld erkauft wird. Die Stadtverwaltung hat übereinstimmend mit führenden Virologen bereits zu einem früheren Zeitpunkt sehr klar argumentiert, dass eine Desinfektion des öffentlichen Raumes nicht nur nicht machbar, sondern vorallem nicht erforderlich sei. Wir regen daher an, dass nur die tatsächlich unbrauchbaren Bedarfstaster stillgelegt werden. Bedarfstaster an geeigneten LSA sollten so umgestellt werden, dass die Wartezeit für Querende tatsächlich und deutlich reduziert, aber nur bedarfsweise der fließende Verkehr unterbrochen wird. Genau für diesen Zweck wurden sie vom Gesetzgeber eingeführt. Aber leider wurden sie in der Vergangenheit in Dresden an vielen Stellen nicht in diesem Sinne eingesetzt.

Die Kombination dieser genannten Maßnahmen leistet einen zentralen Beitrag zu beidem: der Funktionsfähigkeit der Stadt durch Sicherstellung der Mobilität bei gleichzeitiger Verringerung der Ansteckungsgefahr durch "physical distancing". Metropolen wie New York, Bogotá und Mexiko Stadt, aber auch mehrere deutsche Kommunen gehen bereits diesen Weg.

Die Einrichtung einer pandemieresilienten Infrastruktur ist insbesondere deswegen bedeutsam, weil in der Medizin niemand davon ausgeht, dass die Pandemie sich innerhalb der nächsten Wochen erledigen würde, vielmehr ist von Zeiträumen bis weit über das kommende Jahr hinaus die Rede.

Dresden ist in Sachen Infektionsschutz in dieser Krise schon mehrfach Vorreiter in Deutschland gewesen. Bitte helfen Sie mit, dass Dresden auch mit der stadträumlichen Gestaltung zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorangeht.

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Imbrock
für die VCD Ortsgruppe Dresden

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