Landesverband Elbe-Saale,
Sachsen,
Verkehrspolitik,
Nah- & Regionalverkehr
Ortsgruppe Dresden
Gemeinsam mit den Institut für Regional- und Fernverkehrsplanung (iRFP) in Dresden hat der VCD Landesverband Elbe-Saale ein S-Bahn Konzept für Ostsachsen entwickelt. Mit dem vorgelegten Zielfahrplan sind nicht nur viele neue Linien, Anschlüsse Verbindungen in ganz Ostsachsen vorgesehen, sondern es können auch die konkreten Infrastrukturmaßnahmen abgeleitet werden.
Motivation und Zielsetzung
Für die Verkehrswende ist ein leistungsfähiger und attraktiver Schienenpersonennahverkehr im ländlichen Raum unerlässlich. Der VCD fordert seit jeher eine Stärkung des ÖPNV in der Fläche. Mit dem Deutschlandtakt aus dem Masterplan Schienenverkehr wurde erstmals ein Zielfahrplan entwickelt, der Grundlage für das Angebot der Zukunft sein soll. Ziel ist es, die Fahrgastzahlen im Schienenverkehr bis 2030 zu verdoppeln. Die Arbeitsgruppe Schienenverkehr des VCD Landesverbandes Elbe-Saale hat sich den Zielfahrplan des Deutschlandtaktes für Ostsachsen genauer angeschaut. Darin finden sich jedoch im Fernverkehr kaum nennenswerte Verbesserungen. Der Fernverkehr zwischen Dresden und Chemnitz, zwei sächsiche Großstädte, soll demnach nur zweistündlich angeboten werden. Vor allem aber im Nahverkehr bildet der Zielfahrplan des Deutschlandtaktes bis auf einzelne zusätzliche Angebote nach Königsbrück, Kamenz und Riesa weitestgehend den Status Quo ab. In Summe wirken die im Deutschlandtakt für Ostsachsen vorgesehenen Angebotsausweitungen für den VCD ideenlos. Das ist für eine echte Angebotsoffensive im SPNV leider viel zu wenig! Der VCD fordert daher alle Zweckverbände, Interessenvertretungen, Verbände und vor Allem die Politik auf, eine wirkliche Vision für den Nahverkehr in Ostsachsen zu entwickeln und sich auf allen Ebenen dafür stark zu machen. Als fachliche Grundlage und Debattenbeitrag hat der VCD Elbe-Saale gemeinsam mit dem Institut für Regional- und Fernverkehrsplanung (iRFP) in Dresden einen eigenen Zielfahrplan für Ostsachsen erarbeitet.
Ansatz der Fahrplanuntersuchungen
Ausgehend von den am 21.09.2020 in der Zentralbibliothek Dresden vorgestellten Ideen für ein S-Bahn Netz hat sich der VCD fachliche Unterstützung vom renommierten iRFP eingeholt. Dabei mussten verschiedene Ideen erneut diskutiert und schließlich verworfen werden, während neue Ansätze und vorhandene Untersuchungen in die Untersuchung eingeflossen sind. In mehreren Schritten entstand daraus der hier vorgestellte Zielfahrplan für Ostsachsen.
In das Konzept sind die konkreten infrastrukturellen Voraussetzungen des heutigen Schienennetzes eingeflossen. Die Fachtiefe erlaubt eine qualifizierte Betrachtung und Argumentation in Augenhöhe mit dem Infrastrukturbetreibern.
Das VCD S-Bahn Konzept
Insgesamt sieht das Konzept zehn S-Bahn Linien vor:
S1 Meißen-Triebischtal - Decin
S2 Dresden-Flughafen - Pirna
S3 Dresden Hbf - Freiberg (- Zwickau)
S4 Dresden Hbf - Bautzen (- Görlitz)
S5 Tharandt - Ottendorf-Okrilla Nord/Königsbrück
S6 Pirna - Hoyerswerda
S7 Pirna - Senftenberg
S8 Dresden Hbf - Riesa
S9 Dresden Hbf - Elsterwerda
S11 Meißen-Tr. - Pirna-Copitz Nord
Zwischen Dresden Hbf und Pirna wird ein 7,5 min Takt vorgesehen. Zwischen Dresden Hbf und Dresden-Neustadt wird dieser 7,5 min Takt durch die halbstündlich verkehrende S4 nach Bautzen und Görlitz weiter verdichtet. Zwischen Dresden-Neustadt und Meißen besteht ein 15 min Grundtakt der S-Bahnen mit Ergänzungen der RE-Verkehre nach Cottbus, Niesky, Leipzig und Döbeln mit dem Halt in Coswig. Mit der S5 wird erstmals eine S-Bahn Linie vorgesehen, die von Tharandt und Freital am Dresdner Hbf vorbei über Dresden-Mitte und Dresden Neustadt nach Königsbrück verkehrt. Dies schafft eine neue Durchmesserlinie in Nord-Süd Richtung und verbessert die Anbindung von Freital an die Dresdner Innenstadt und Dresden Nord deutlich. Mit der S5 wird für die stärkste Pendlerrelation Freitag – Dresden eine neue Angebotsqualität erreicht und ein innerstädtischen Erschließungsdefizit zwischen Löbtau Süd, Plauen, Südvorstadt und Dresden Mitte behebt.
Mit den S-Bahn Linien 6 und 7 wird die halbstündliche Anbindung der Stadt Kamenz hergestellt, die S6 fährt stündlich weiter nach Hoyerswerda, die S7 stündlich weiter über Hosena nach Senftenberg. Beide Linien werden in anderer Richtung über den Hbf weiter nach Pirna geführt.
Die S-Bahn Linien 8 und 9 schließen Cossebaude halbstündlich an das S-Bahn Netz an. Die Linien verkehren stündlich einerseits nach Riesa und andererseits nach Elsterwerda-Biehla.
Die Linie S11 verdichtet die S-Bahn Linie S1 im Kernbereich zwischen Meißen-Triebischtal und Pirna und fährt weiter nach Pirna Copitz-Nord um die rechtselbischen Siedlungsgebiete besser anzubinden.
Die S-Bahn Linien 2 und 3 bleiben wie gewohnt in den heutigen Linienkonfigurationen. Die S3 wird verkehrt im VCD S-Bahn Konzept grundsätzlich halbstündlich nach Freiberg, wo jede zweite S-Bahn mit Produktwechsel als RB30 weiter nach Zwickau geführt wird.
Anpassungen bei den RE- und RB-Verkehren
Mit den konzeptionierten S-Bahn Linien sind umfangreiche Anpassungen im RE und RB-Verkehr verbunden. Neu im VCD S-Bahn Konzept ist ein RE von Döbeln über Meißen, Dresden, Heidenau nach Glashütte und Altenberg vorgesehen. Mit der Reaktivierung des Personenverkehrs im Triebischtal werden hochwertige Reisezeiten für Döbeln, Roßwein und Nossen erreicht und zudem ein RE für Pendler aus Meißen eingerichtet. Die Durchbindung nach Altenberg hat den Vorteil, ein Fahrzeug einzusparen. Zudem ist der Einsatz von Batterietriebzügen hier sehr gut möglich.
Der heutige RE 50 wird durch die S8 nach Riesa und dem Entfall von Halten deutlich beschleunigt. Zudem sieht der VCD im Konzept eine Durchbindung ins Elbtal bis nach Usti nad Labem vor. Annahme im Zielkonzept ist die Inbetriebnahme des Erzgebirgsgrenztunnel, der durch den hohen Güterverkehrsanteil Voraussetzung ist für RE-Verkehre im Elbtal.
Die RE-Verbindungen nach Dresden nach Cottbus und Hoyerswerda bleiben konzeptionell wie im Bestand. In Ruhland wird jedoch jede Verbindung geflügelt bzw. vereinigt, was eine stündliche Anbindung beider Städte ermöglicht. Der RE 15 nach Hoyerswerda wird verlängert bis nach Horka Personenbahnhof, womit Niesky direkt an Dresden angeschlossen wird und in Horka gute Anschlüsse nach Weißwasser, Berlin und Görlitz hergestellt werden.
Zwischen Dresden und Görlitz wird ein grundsätzlich stündlicher RE angeboten. Im Konzept haben wir den Ausbau auf 160 km/h und die Elektrifizierung von Dresden-Klotzsche nach Görlitz unterstellt. Die Verlängerung des RE nach Wroclaw ist ebenfalls möglich. Der RE nach Görlitz verkehrt grundsätzlich mit Zugpaar nach Zittau/Liberec. Die Flügelung und Vereinigung erfolgt in Bischofswerda.
Nach Chemnitz und Hof sehen wir in unserem Konzept ein stündlich wechselndes RE- und Fernverkehrsangebot vor. Zudem sind im VCD-Konzept Trassen berücksichtigt worden, die ein ebensolches RE-, und Fernverkehrsangebot über Chemnitz weiter nach Altenburg, Gera, Jena und Erfurt ermöglichen. Mit diesen Ergänzungen werden halbstündliche Expressangebote zwischen Chemnitz und Dresden eingerichtet.
Die heutige RB45 zwischen Chemnitz und Elsterwerda wird zum RE aufgewertet, die zwischen Chemnitz und Döbeln nur in Mittweida und Waldheim hält. In Riesa und Elsterwerda werden erstklassige Anschlüsse nach Leipzig und Berlin eingerichtet.
Die im VCD S-Bahn Konzept vorgesehenen RB-Angebote haben netzergänzenden Charakter. Einzig die RB 61 aus Zittau und die RB 72 aus Glashütte erreichen stündlich den Dresdner Hauptbahnhof. Damit wird Glashütte halbstündlich an Dresden angebunden und nach Zittau werden damit zwei Verbindungen pro Stunde angeboten. Die RB 71 zwischen Pirna und Sebnitz über Neustadt (Sachs) bleibt wie im Bestand. Wesentliche Änderungen sieht das VCD S-Bahn Konzept bei der U28 vor, die von Rumburk über Ebersbach nach Löbau verlängert wird, wo gute Anschlüsse von und nach Görlitz eingerichtet sind. Infolge der Optimierung von Anschlüssen in Bad Schandau kann von der U28 auf den RE 50 umgestiegen und Dresden in 53 Minuten von Sebnitz erreicht werden.
Fahrzeugeinsatz
Im VCD S-Bahn Konzept wird auf die aktuellen Trends und Entwicklungen der Schienenfahrzeugtechnik zurückgegriffen. Im Sinne eines emissionsfreien und modernen Angebotes sind in unserem Konzept keine Dieseltriebzüge mehr vorgesehen. Sämtliche Linien, die teilweise nicht unter der Oberleitung verkehren oder auch nur im Zielbahnhof unter Fahrdraht stehen, können mit Akku-Hybrid Triebzüge gefahren werden. Das ergab die im Rahmen des Konzeptes erstellte qualifizierte Leistungsberechnung der einzelnen Linien auf Grundlage der vorhandenen Infrastruktur, des zugrunde gelegten Fahrplanes und der aktuell verfügbaren Akkutriebzüge der Hersteller. Alle Akku-Reichweiten wurden im Rahmen einer Energieumsatzberechnung nachgewiesen und nur dort langeführt, wo bereits heute verfügbare Akkutechnologien und Kapazitäts-Masse-Verhältnisse den Einsatz erlauben. Demnach sind auf folgenden Linien Akku-Hybrid Triebzüge vorgesehen:
S5 Tharandt - Ottendorf-Okrilla Nord/Königsbrück
S6 Pirna - Hoyerswerda
S7 Pirna - Senftenberg
RE 2 Dresden – Zittau/Liberec
RE 4 Döbeln – Altenberg
RB 61 Dresden – Zittau
U28 Decin – Löbau
RB 71 Pirna – Sebnitz
RB 64 Niesky – Görlitz
RB 72 Dresden – Glashütte
Neben den aufgelisteten Akku-Hybrid Triebzügen sind auf der S1 und dem RE 50 Mehrsystemfahrzeuge erforderlich, die unter 3 kV Gleichspannung in Tschechien verkehren können. Im Rahmen von kommenden Ausschreibungen können entsprechende Triebfahrzeuge bestellt werden. Bei Beibehaltung der lokbespannten Züge können auch einfach Mehrsystemlokomotiven, wie im Güterverkehr eingesetzten werden. Beides ist Stand der Technik.
Infrastrukturmaßnahmen
Anhand des VCD Zielkonzeptes können die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen abgeleitet werden. Grundsätzlich wurde das Konzept unter der Prämisse erstellt, dass die Eingriffe in die Infrastrukturmaßnahmen so gering wie möglich gehalten werden. Weiterhin wurden schon lang vorgesehene Maßnahmen der Infrastrukturbetreiber unterstellt (Elektrifizierung Dresden – Görlitz, Erzgebirgsgrenztunnel, Zugdeckungssignal Bischofswerda, Erhöhung der Geschwindigkeit Priestewitz – Ruhland). Der Großteil der aufgeführten Maßnahmen umfasst den Einbau von Weichenverbindungen, die Einrichtung von Bahnsteiggleisen oder den Wiederaufbau von Kreuzungsbahnhöfen, wie in Burkhardtwalde-Maxen oder in Schirgiswalde-Kirschau. Diese Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis zu anderen Infrastrukturmaßnahmen im Deutschlandtakt, wie z.B. die Reaktivierung der Elbebrücke bei Barby oder die Ertüchtigung des Citytunnels auf 14 Züge pro Stunde. Nach Ansicht des VCD und iRFP ist das Nutzen-Kosten-Verhältnis unserer Veranschlagten Maßnahmen damit ein lobenswert unterdurchschnittliches.
Fazit
Mit dem erarbeiteten VCD S-Bahn Konzept kann dem für Ostsachsen nach Ansicht der Autoren ideenlosen 3. Gutachterentwurf des Deutschlandtaktes eine qualitativ hochwertige Alternative mit einem wirklichen Angebotsausbau in der Region entgegengesetzt werden. Letztendlich werden nur diejenigen Maßnahmen für den Deutschlandtakt mit Bundesmitteln umgesetzt werden können, die im Zielfahrplan auch enthalten sind. Daher ist es umso wichtiger im Deutschlandtakt wirkliche Angebotsverbesserungen einzubringen. Dazu hat der VCD einen konkreten und validierbaren Vorschlag erarbeitet. Jetzt sind die Politik, die Zweckverbände, die Interessenvertretungen gefragt, wenn sie es ernst meinen mit der Verkehrswende und einer Verdopplung der Fahrgastzahlen.
Sie haben Rückfragen zum Konzept oder wollen einen fundierten Einblick in die Unterlagen bekommen? Sie interessieren sich für die Anbindung einer bestimmten Region in Ostsachsen? Dann zögern Sie nicht uns zu kontaktieren: richard.emmermacher[a]vcd-elbe-saale.de. Wir stellen Ihnen das Konzept gern vor.
Lassen Sie uns den Schienenverkehr in Ostsachsen gemeinsam voranbringen!
Letzte Aktualisierung: 13.09.2021